BalkonPV mit Speicher. Eine gute Idee?
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Die schnelle Antwort: Es kommt darauf an. Im Detail wird der Grund für den Speicher schnell zum Grund gegen den Speicher. Ob es sich lohnt/rechnet, hängt von vielen Faktoren ab.
Sowohl in der Produktentwicklung, als auch in der Technik beschäftigen wir uns in den letzten Monaten sehr intensiv mit der Frage, ob wir eine Lösung für unsere Balkonkraftwerke mit Speicher im Bundle anbieten sollen. Bislang machen wir dies nicht und verkaufen die Komponenten nur einzeln, aber das kann sich in Zukunft ändern, wenn wir genügend Erfahrungen selbst gesammelt haben, damit wir Interessenten kompetent beraten können.
Zur Einstimmung in die Problemstellung mit dem Speicher für Balkonkraftwerken die Empfehlung von zwei Videos im Kanal "Schau Energiesparen" Teil 1 beschäftigt sich mit der Planung und den Überlegungen für eine Architektur und Teil 2 der DIY Beweis, dass es sich lohnen kann.
In unserer Planung haben wir ebenfalls die Option 2, die in den Videos herangezogen wird als die einzig machbare Lösung angesehen. Der Grund hierfür ist, dass die Installation des Aufbaus keinen Eingriff in das Herzstück der Hauselektrik bedarf. Der Zählerschrank bleibt unberührt, dafür verzichtet man auf einen Teil seiner möglichen Einsparungen.
Warum verzichtet man auf Einsparungen?
In der zweiten Option wird per Laderegler der Speicher geladen. Dieser Speicher wird dann durch einen handelsüblichen Wechselrichter mit konstanter Leistung entladen. Dort liegt aber genau das Problem...
Ist die Batterie voll und hat eine Kapazität von 1 kWh, so kann sie über 10 Stunden mit konstant 100 Watt "entladen" werden. Selbe Größe des Speichers mit einer Entladung von 50 Watt ergibt eine Dauer von 20 Stunden.
Welcher Wert ist nun der Richtige, den man als Entladung einstellt?
Der sogenannte Lastgang gibt darüber Aufschluss. Diesen kennen nur die meisten Stromkunden nicht. Der Lastgang zeigt, wann wie viel Strom benötigt wurde. Soll wirklich nichts "verschwendet" werden, so der optimale Wert das Minimum (gelbe Linie), welche bei etwa 50 Watt liegt. Selbstverständlich ist dies nur gültig für diesen einen Haushalt und an diesem Tag, jedoch zeigen die Daten unserer Kunden, dass dieser Wert kaum nach oben oder unten abweicht.
Rechnet man mit 50 Watt, so kann bei wirklich optimalen Bedingungen der Speicher an etwa 7000 Stunden von 8760 Stunden eines Jahres diese Last mit Solarstrom decken. Anders ausgedrückt: Es werden 50W * 7000 Stunden = 350 kWh / Jahr durch den Speicher an Strombezug vermieden.
Diese 350 kWh jedoch quasi zusätzlich - und hier wird es kompliziert, denn die Ladesteuerung des Speichers wird versuchen, die 50 Watt immer zu leisten und sobald der Speicher geladen ist, die gesamte Leistung als Erzeugung dem Wechselrichter zur Verfügung stellen (Hinweis: Ich glaube, die in den Videos gezeigte Schaltung kann dies so noch nicht). In einer ersten Annäherung kann man davon ausgehen, dass ein Balkonkraftwerk mit "normaler" Ausrichtung etwa 900 Volllaststunden pro Jahr bringt. Dies bedeutet, dass die PV-Panele (2* 400W) auf eine Jahreserzeugung von 720 kWh kommen. Hiervon sind die 350 kWh von der Speichernutzung abzuziehen, sodass noch 370 kWh als "Überschuss" verfügbar sind. Dies hat die Folge, dass mit einem Speicher es weniger Stunden im Jahr gibt, an denen man die Waschmaschine einschalten kann, um sicherzustellen, dass kein Strom "verloren" geht.
Fazit: Ein Stück Einfachheit geht verloren
Komplexitäten, wie ein aktives Energie-Management-System, kennt man bei Balkonkraftwerken eigentlich nicht. Es soll einfach sein, damit die Verbreitung komfortabel bleibt. Wie man dies gestalten könnte wird auch Thema beim Online Stammtisch der Balkonkraftwerker am 26. April - 20:00 Uhr (kostenlose Registrierung erforderlich) sein.