Revolution im Strommarkt: Warum wir jetzt handeln müssen
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Die Energiewende schreitet mit großen Schritten voran, doch unser Strommarkt hängt in alten Strukturen fest. Ein kürzlich veröffentlichtes Manifest fordert nun radikale Reformen. Es stellt zehn Punkte vor, die zeigen, wie wir den Weg für eine nachhaltige und flexible Energiezukunft ebnen können. In diesem Blogpost werfen wir einen Blick auf die Kernforderungen und warum sie für uns alle von Bedeutung sind.
1. Spotmarkt EPEX Spot: Zeit für regionale Lösungen
Der EPEX Spotmarkt hat lange Zeit den Wert von Ausgleichsenergie bestimmt. Doch in einer Welt, in der regionale Unterschiede in der Stromerzeugung und -nutzung immer wichtiger werden, ist dieser zentrale Ansatz überholt. Das Manifest plädiert für dynamische, regional angepasste Märkte, die die tatsächlichen Kosten und die Stabilität der Netze besser widerspiegeln.
2. Redispatch neu gedacht
Redispatch-Maßnahmen, die aktuell nachträglich zur Netzstabilisierung eingesetzt werden, sind ein Beispiel für ineffiziente Praxis. Was wäre, wenn wir schon vor dem eigentlichen Dispatch flexibler reagieren könnten? Ein integriertes System, das beide Maßnahmen verknüpft, könnte Kosten sparen und das Netz stabiler machen.
3. Garantierte Einspeisung ohne Netzrisiko
Bisher dürfen Stromerzeuger ihren Strom bedingungslos ins Netz einspeisen. Das klingt gut, bringt aber auch Risiken für die Netzstabilität mit sich. Das Manifest schlägt vor, dass Stromerzeuger eine Kapazitätsabsicherung nachweisen müssen, bevor sie ihren Strom einspeisen dürfen. So sichern wir nicht nur das Netz, sondern auch die Zuverlässigkeit unserer Stromversorgung.
4. Kleinerzeuger und Kleinverbraucher: Raus aus der Nische!
Viele kleine Akteure haben im bisherigen Strommarkt kaum eine Chance, aktiv mitzuspielen. Dabei könnten sie die Flexibilität des Netzes entscheidend verbessern. Das Manifest fordert deshalb einen leichteren Zugang und Anreize für Kleinerzeuger und Kleinverbraucher. Wenn mehr Menschen und Unternehmen aktiv am Stromhandel teilnehmen, profitieren wir alle von einem flexibleren und stabileren Netz.
5. Strompreise müssen regionaler werden
Zentralisierte Strompreise ignorieren die unterschiedlichen Kosten der Stromlogistik in verschiedenen Regionen. Warum sollte jemand in einem windreichen Gebiet den gleichen Preis zahlen wie in einer Region, in der Strom teuer herangeschafft werden muss? Das Manifest fordert regionale Marktmechanismen, die diese Unterschiede berücksichtigen und gerechtere Preise schaffen. Der GrünstromIndex könnte dabei helfen, die lokale Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom transparent zu machen.
6. Ausfälle konventioneller Kraftwerke kompensieren
Ungeplante Ausfälle von konventionellen Kraftwerken sind ein Risiko, das wir nicht länger ignorieren dürfen. Dezentrale und flexible Lösungen könnten uns helfen, diese Risiken besser zu managen und die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
7. Mehr Souveränität für lokale Akteure
Lokale Akteure brauchen mehr Entscheidungsfreiheit, um aktiv am Strommarkt teilnehmen zu können. Das Manifest fordert daher, die Regeln so zu ändern, dass mehr Autonomie und Verantwortung auf lokaler Ebene möglich wird. So stärken wir die Selbstverantwortung und fördern innovative Lösungen vor Ort.
8. Raus aus der zentralen Kapazitätsfalle
Die Konzepte des "Dezentralen Leistungsmarkts" und "Dezentralen Kapazitätsmarkts" haben sich als ineffizient erwiesen. Das Manifest schlägt stattdessen eine marktwirtschaftlich organisierte Kapazitätsabsicherung vor, die von verschiedenen Akteuren angeboten werden kann. Das würde nicht nur die Kosten senken, sondern auch mehr Flexibilität in den Markt bringen.
9. Energieforschung ernst nehmen
Es ist frustrierend zu sehen, wie oft die Ergebnisse aus dem Energieforschungsprogramm ignoriert werden, obwohl sie mit öffentlichen Geldern finanziert wurden. Das Manifest fordert, diese Erkenntnisse endlich in die Praxis umzusetzen, um innovative und effiziente Lösungen schneller voranzubringen.
10. Technologieoffenheit vor und hinter dem Zähler
Der letzte Punkt im Manifest ist ein Plädoyer für mehr Technologieoffenheit. Ob Sektorenkopplung oder Vehicle-to-Grid – neue Technologien müssen leichter zugänglich und flexibel einsetzbar sein. Nur so können wir ihre Potenziale voll ausschöpfen und den Übergang zu einer nachhaltigen Energieversorgung beschleunigen.